Schutzgebiete in Tirol

Ruhegebiete » Stubaier Alpen

Das Ruhegebiet umfasst einen Großteil der Stubaier Alpen und erstreckt sich östlich des Ötztales bis Ranalt im Stubaital. Es grenzt im Nordosten an das Ruhegebiet Kalkkögel und im Südosten an das Landschaftsschutzgebiet Serles-Habicht-Zuckerhütl.

Kurzsteckbrief

Fläche:
352,2 km²
Standort:
Längenfeld, Neustift im Stubaital, St. Sigmund, Sölden, Umhausen (Imst, Innsbruck-Land)
Seehöhe:
1300 - 3507 m

Ruhegebiet seit 1983

Landschaftsausstattung:

Eis- und Steinwelten:

Der zentrale Bereich des Schutzgebiets wird von gletscherbedeckten Bergriesen beherrscht. Etliche von ihnen sind über 3.000 Meter hoch. So der Breite Grieskogel (3.287 m), die Stubaier Wildspitze (3.341 m), die Ruderhofspitze (3.474 m), oder der Schrankogel (3.497 m). Zahlreiche beliebte Schi-, Berg- und Klettertouren führen auf Gletscher und Gipfel. Zudem prägen die von den eiszeitlichen Gletscherriesen zurückgelassenen mächtigen Moränenwälle und kleinere Schuttablagerungen die Hochgebirgslandschaft. Die letzten großen Moränenwälle wurden um 1850 aufgehäuft, als die Gletscher während der so genannten „Kleinen Eiszeit“ zum letzten Mal bedeutend vorstießen. Heute sind noch etwa 12% der Fläche des Ruhegebietes Stubaier Alpen von Gletschern bedeckt.

Einige der größten Gletscher sind der Kraspesferner, der Grastalferner, der Bachfallenferner und der Sulztalferner.

Gewässer:

Zahlreiche Bäche der Stubaier Alpen werden von den Eismassen der Gletscher gespeist und bahnen sich ihren Weg durch die eiszeitlich ausgeschliffenen Trogtäler. Hie und da stürzen sie über Wasserfälle oder durch enge Schluchten zu Tal.

Einige der Bachsysteme sind

Richtung Ötztal: Windache, Wütenbach und Winnebach (mit dem berühmten Wasserfall „Bachfalle“).

Richtung Sellraintal: Kraspestal, Gleirschtal, Lüsenstal mit Melach und Längentaler Bach.

Richtung Stubaital: Alpeiner Bach, Oberbergbach, Ruetz und Falbesoner Bach (Wasserfälle bei der Neuen Regensburger Hütte).

Ebenso ist das Gebiet reich an Hochgebirgs-Seen, wie dem Rinnensee, dem Mutterberger See im Stubaital, oder dem Laubkarsee im Ötztal und vielen kleineren unbenannten Karseen.

Moore:

Extremer noch als die Hochgebirgsseen sind Moorgebiete, wie sie hier etwa mit dem Hohen Moos vertreten sind. Dieses Überflutungsmoor hat sich in einer eiszeitlich ausgeschürften Wanne gebildet. Der Falbesoner Bach, dessen Ursprung im Hochmoosferner liegt, durchströmt die Moorfläche in mehreren Mäandern. Den Bewuchs bildet die typische Feuchtgebietsflora des Hochgebirges mit Scheuchzers Wollgras und verschiedenen Seggenarten.

Hochmoore, die aus Torfmoosen bestehen und ihren Wasserbedarf nur mehr über Regenwasser beziehen, sind ganz besondere Lebensräume. So sind etwa alle Moor-Pflanzen hochspezialisiert und gedeihen auf keinem anderen Standort. Daher gehen sie bei Zerstörung unwiederbringlich verloren. Ebenso ist die Tierwelt an diesen Extremlebensraum speziell angepasst. Moore sind weltweit wichtige Wasser- und Kohlenstoffspeicher.

Erreichbarkeit:

Von Norden über das Sellraintal: durch das Kraspes-, das Gleirsch-, das Lüsens- und das Fotschertal. Von Osten über das Stubaital: durch das Oberberg- und das Mutterbergtal. Von Westen über das Ötztal: durch das Windach-, das Sulz- und das Horlachtal. Zahlreiche Wanderwege und Steige führen zu den Berghütten und zahlreichen Gipfeln.

Hütten und Gasthäuser:

Im Süden quert der Zentralalpenweg das Ruhegebiet, von Sölden durch das Windachtal bis zur Hildesheimer Hütte (2.900 m) und zum Schigebiet Stubaier Gletscher.

Flora und Fauna:

Der überwiegende Teil des Ruhegebietes Stubaier Alpen liegt oberhalb der alpinen Waldgrenze. Neben weiten, scheinbar vegetationsfreien Flächen mit Fels und Geröllablagerungen der Gletscher erstrecken sich alpine Grasheiden mit ihren bunten Blumenteppichen, die zum Teil als Schafweiden genutzt werden. In der kargen Schutt- und Felsregion behaupten sich optimal angepasste Pionierpflanzen mit ihren charakteristischen Polster- oder Rosettenformen gegen die harten Lebensbedingungen des Extremlebensraums. In tieferen Lagen schließen Zwergstrauchheiden und Zirbenbestände (Pinus cembra), an steilen Hängen Legföhren (Pinus mugo) und in feuchten Rinnen Grünerlengebüsche (Alnus viridis) an. Lärchen-Fichtenwälder der subalpinen Stufe sind nur im Randbereich des Schutzgebietes in den hinausführenden Tälern vorhanden.

Wie die Pflanzen, so sind auch die Tiere den extremen Bedingungen des Hochgebirges ausgesetzt. Viele der typischen Alpenbewohner sind erst während der letzten Eiszeit eingewandert. So stammt das Schneehuhn aus der Arktis, während Steinböcke und Gämsen aus Asien in Europas Gebirgswelt gelangt sind. Der Schneefink, ebenfalls ein Einwanderer aus der Arktis, ist der höchstaufsteigende Singvogel. Er nistet noch um die 3.000 Meter Seehöhe. Im Reich der Säugetiere gilt die silbergraue Schneemaus als höchst vorkommende Spezies. Im Gegensatz zu den Einwanderern hat der Alpensalamander die Eiszeit in den Alpen überdauert. Innerhalb der Amphibien nimmt der schwarze Lurch eine Sonderstellung ein: er hat sich, was seine Fortpflanzung betrifft, von Gewässern unabhängig gemacht und bringt lebende Junge zur Welt.