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Kaisergebirge

Die Fülle an unterschiedlichsten Lebensräumen im Kaisergebirge ist Lebensgrundlage für eine Vielfalt an hoch spezialisierten Pflanzen und Tieren. Doch auch für Alpinkletterer wirken die imposanten und steilen Felswände des Kaisergebirges bis heute wie ein Magnet, welche dem "Kaiser" zu seiner Berühmtheit verhalfen.

Kurzsteckbrief

Fläche:
92,6 km²
Standort:
Kufstein, St. Johann, Ebbs, Walchsee, Kirchdorf, Going, Ellmau, Scheffau (Kitzbühel, Kufstein)
Seehöhe:
480-2344 m

Naturschutzgebiet seit 1963 (Neuverordnung 2013)

Lage

Das Kaisergebirge liegt als Kettengebirge östlich von Kufstein zwischen den sanften und felsarmen Rücken der Chiemgauer Berge im Norden und den Kitzbüheler Alpen im Süden. Die zwei parallel west-östlich streichenden Hauptkämme sind etwa 20 km lang und 14 km breit.

Landschaftsausstattung:

Die bis zu 1000 m hohen Abstürze sowie die bizarren Felsspitzen verleihen dem Gebirge eine Wildheit und Großartigkeit, wie sie im weiten Umkreis nicht zu finden sind. Geologisch gehört das Kaisergebirge zu den Nördlichen Kalkalpen. Der Wettersteinkalk, der den bis zu 1000 m mächtigen sichtbaren Oberbau bildet, prägt das Kaisergebirge mit seinen hellgrauen und steilen Felswänden. In den Mulden der Täler liegen jüngere Gesteine, vor allem Hauptdolomite. Nach der letzten Eiszeit wurde reichlich Moränenmaterial abgelagert.

Im Kaisergebirge findet man aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen und Expositionen verschiedene Waldgesellschaften. Am weitesten verbreitet ist der nordalpine Fichten-Tannen-Buchenwald der montanen Stufe. In der selben Höhenstufe sind auch Bergahorn-Eschen-Wälder zu finden. Südexponiert haben sich verschiedene Buchen-Mischwälder etabliert.

Erreichbarkeit:

Im Westen des Gebirges nahe der Gemeindegrenze von Kufstein und Ebbs führt der bekannte „Kaiseraufstieg“ über eine Treppe in das Kaisertal (bis 2008 war dies das letzte bewohnte Tal Österreichs ohne Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz).

Von St. Johann aus gelangt man durch den Ortsteil Griesenau, weiter auf einer Mautstraße in das Kaiserbachtal.

Flora und Fauna:

Eine Besonderheit unter den wirbellosen Tieren ist der Smaragdgrüne Regenwurm (Allolobophora smaragdina), welcher im Kaisergebirge seine westliche Verbreitungsgrenze erreicht. Es handelt sich um eine Art, die während ihrer Entwicklung einen Farbwechsel durchläuft von rosarot zu violett bis hin zu einer bunten Übergangsfärbung. Erst im adulten Zustand nach ca. 2-3 Jahren bildet sich die charakteristische smaragdgrüne Färbung aus. Der Regenwurm ernährt sich von Totholz und kann auch in diesem Habitat bestaunt werden z.B. im Gebiet rund um das Hans-Berger-Haus und Anton-Karg-Haus.

Durch die Jahrhunderte dauernde menschliche Nutzung haben sich je nach Untergrund und Nährstoffgehalt des Bodens verschiedene Weide- und Grasgesellschaften entwickelt: nährstoffreiche Mähwiesen, Weiden und Trittrasen, Trocken-, Halbtrocken- und Magerrasen. Die Zwergstrauchgebüsche werden aufgrund des kalkigen Untergrundes von der bewimperten Alpenrose gebildet und sind z.T. mit Latschen durchsetzt. In höheren Lagen findet man subalpine und alpine Kalkmagerrasen mit verschiedenen Seggengesellschaften, die Polsterseggenrasen reichen bis 2300 m hinauf. Darüber folgen Fels- und Schuttfluren sowie Schneeböden. Auch mehrere Feuchtgesellschaften sind im Kaisergebirge ausgebildet.

Zu erwähnen ist das reichliche Vorkommen von diversen heimischen Orchideenarten wie z.B. Gelber Frauenschuh, Weißes und Rotes Waldvögelein, div. Knabenkrautarten, Waldhyazinthe und Sumpf-Stendelwurz, um nur einige zu nennen. Weiters sind üppige Bestände der Christrose (Schneerose) und Aurikel (Platenigl) vorzufinden. Durch den Gesteinswechsel und die geringe eiszeitliche Vergletscherung ist das Gebiet besonders reich an seltenen Pflanzen, z.B. Zwerg-Alpenrose oder Bursers Steinbrech.

Bei den Amphibien ist bemerkenswert, dass sowohl der Feuersalamander als auch der Alpensalamander parallel im Kaisergebirge vorkommen.

Des Öfteren werden auch Schlangen angetroffen. Hierbei handelt es sich entweder um die wärmeliebende Schlingnatter oder Kreuzotter, welche leicht verwechselt werden können. Kreuzottern kommen zusätzlich noch in den Farbvarianten schwarz (Höllenotter) und kupferrot (Kupferotter) vor.

Das Kaisergebirge ist auch ein Rückzugsgebiet für Säugetiere aller Art, wie z.B. Rötelmaus, Siebenschläfer, Hermelin, Schneehase, Gämse, Reh und Hirsch. Greifvögel wie der Uhu, Sperlingskauz, Raufußkauz, Sperber, Habicht und der König unter ihnen, der Steinadler, haben hier noch einen Lebensraum. In anderen Gebieten des Kaisers kann man die Balzrufe von Birk- und Auerhähnen hören. Über der Waldgrenze sind Schneehühner zuhause, auch Steinhühner kommen wieder vor. Stark gefährdete Arten wie der Wanderfalke und Gartenbaumläufer wurden auch nachgewiesen.

Menschliche Spuren im Kaisergebirge

In der jetzigen Kaiserbachklamm (Sparchenklamm) befindet sich die Tischofer-Höhle, welche eine geschichtsträchtige Vergangenheit hat. Sie gilt als älteste nachgewiesene Fundstelle menschlicher Besiedelung im Alpenraum. Es wurden aus Knochen gefertigte Werkzeuge und die bekannte Speerspitze (Lautscher Spitze) gefunden, die auf die jüngere Steinzeit datiert wurden, sowie Bronze- und Tonerzeugnisse aus späteren Epochen. Zusätzlich fand man noch Bären- und andere Tierknochen aus der Steinzeit sowie Skelettreste von Menschen aus der Bronzezeit. Diese Funde zeigen, dass die Höhle in der jüngeren Steinzeit und in der Bronzezeit vom Menschen aufgesucht wurde.